Jährliches Mitgliedertreffen der Steuerberaterkammer Sachsen
140 Mitglieder der Steuerberaterkammer des Freistaates Sachsen folgten der Einladung zur 39. Ordentlichen Kammerversammlung am 19. Juni 2025 in die diesjährige Kulturhauptstadt Chemnitz. Neben Tätigkeitsberichten und Beschlussfassungen standen Diskussionen zu Themen, die den Berufsstand bewegen, auf der Tagesordnung des jährlichen Mitgliedertreffens.
Diskussionen am Puls der Zeit
Bereits mit dem Impulsvortrag „Honorarpolitik im Verkäufermarkt“ lieferte der Referent Stefan Wunram reichlich Diskussionsstoff. Denn wie der Präsident der Steuerberaterkammer Sachsen Dirk Rose bereits in seiner Begrüßung äußerte, fordern sowohl gesetzliche Veränderungen als auch die digitalen Transformationsprozesse die Steuerberaterinnen und Steuerberater heraus. So skizzierte der Chefberater der DATEV eG Stefan Wunram anschaulich den inzwischen vollzogenen Wandel vom Mandanten-Markt zum Berater-Markt. Angesichts der E-Rechnungspflicht steigt die Wertigkeit der Steuerberater für die Mandanten. Gleichzeitig muss der Berufsstand verstärkt in Personal- und IT-Strukturen investieren. Dazu bedarf es angemessener Honorare, die dem Aufwand der erbrachten Leistungen tatsächlich entsprechen.
Wie emotionsgeladen dieses Honorarthema in der Realität ist, dokumentierte die anschließende Podiumsdiskussion. Die Steuerberaterin Stefanie Baischer aus Dresden plädierte dafür, Wunschmandanten als Standard zu setzen. Wunschmandanten sind zuverlässig und arbeiten digital zu. In ihrer Kanzlei werden alle erbrachten Leistungen konsequent und sofort in Rechnung gestellt. Ein differenziertes Herangehen nimmt die Steuerberaterin Anett Jäger aus dem Vogtland für sich in Anspruch. Trotz Paradigmenwechsel zum Berater-Markt sieht sie einen Unterschied zwischen Kanzleien in Städten und ländlichen Regionen. Aus Zeit- und Kapazitätsgründen muss auch sie Mandanten selektieren und setzt Kernleistungen fest. Ebenfalls stellt sie eine abnehmende Zahlungsmoral fest, wobei sie Verständnis für die Wirtschaftssituation gerade im handwerklichen Bereich hat. Stefan Wunram spricht sich für den radikalen Kurs mit Zeiterfassung aller Tätigkeiten und konsequenter Honorareinziehung bei den Mandanten aus. Dirk Rose lenkte den Blick dann noch auf einzelne Honorar-Stundensätze. Die Spanne reicht auch hier von der Abrechnung nach festen Stundensätzen bis zum Erfolgshonorar.
Tätigkeitsbericht des Präsidenten und Präsentationen von Abteilungen und Ausschüssen
Nach dem öffentlichen Teil der 39. Kammerversammlung starteten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Mittagszeit zu Rundgängen durch die Kulturhauptstadt Chemnitz. Die Touren führten u. a. vom Carlowitz-Center über die Hartmannhalle mit Flutbrücke bis zur ehemaligen Stadtmauer.
Am Nachmittag wurde die Versammlung dann mit dem Bericht des Präsidenten fortgesetzt. Dirk Rose informierte die Mitgliedschaft über den Status quo bei den Themen E-Rechnung und Meldesystem, Fremdbesitzverbot, Geldwäscheprävention und Steuerberaterprüfung sowie Praxisabwicklung. Anschließend berichteten die Vorsitzenden der verschiedenen Abteilungen und Ausschüsse.
Die Steuerberaterin und Vize-Präsidentin Silke Lachmann bilanzierte in ihrem Bericht der Abteilung Berufsausbildung die aktuell eingetragenen Ausbildungsverhältnisse und die Herausforderungen, die mit dem Neuordnungsverfahren im Ausbildungsberuf „Steuerfachangestellte/-r“ verbunden sind. Beispielsweise erfährt der mündliche Teil der Abschlussprüfung als Gesprächssimulation zukünftig ein grundsätzliche Veränderung.
Für die Abteilung Berufsrecht/Berufsaufsicht/Geldwäscheaufsicht sprach der Steuerberater André Unger. Hier ging es u.a. um Anzahl, Gründe und Entscheidungen in Widerrufsverfahren von Bestellungen und Anerkennungen als Berufsausübungsgesellschaft.
Seminare und Workshops bilden einen eigenen Geschäftsbereich der Steuerberaterkammer Sachsen. Wie die Steuerberaterin Katja Hanf ausführte, fanden im Vorjahr 140 Veranstaltungen statt. Die Kooperation mit anderen Regionalkammern stieg weiter an, wodurch Kosten reduziert und Spezialthemen offeriert werden können. 79 kooperative Veranstaltungen wurden im Jahr 2024 angeboten. Am Erweiterungskurs der Angebote für Ausbilder, Auszubildende und Berufsschullehrer wird festgehalten.
Im Fokus des Berichtes des Ausschusses Kommunikation stand die Social-Media-Kampagne www.steuerdeinekarriere.de, die mit neuen Motiven und Reels fortgesetzt werden soll. Wie der Steuerberater Hendrik Sebastian erläuterte, gelingt die regionale Zielgruppenansprache der Jugendlichen darüber weiterhin sehr gut. Die seit 2024 laufende Fachkräfteinitiative #zahltsichausbildung von Bundessteuerberaterkammer, Deutschem Steuerberaterverband und DATEV eG setzt dagegen auf bundesweite Reichweite. In Sachsen zeigen über 100 Berufsrepräsentanten Präsenz in Schulen, an Zukunftstagen und auf Regionalmessen. Perspektivisch sollen unter dem Dach von steuerdeinekarriere.de auch die Zielgruppen angesprochen werden, die bereits im Beruf stehen und für eine Tätigkeit in Steuerberatungskanzlei zu gewinnen wären.
Die aus dem Ausschuss Wandel der Arbeitswelt berichtende Steuerberaterin Anja Kellner lieferte das bewegteste Feedback mit einem Video vom Kongress, der am 15. Mai 2025 in Leipzig die Teilnehmenden begeisterte.
Geschäftsführung und Vorstand entlastet
Nach Genehmigung des Jahresabschlusses 2024 und erteilter Entlastung des Vorstandes wurde auch der Wirtschaftsplan 2026 in der Kammerversammlung beschlossen. Im weiteren Sitzungsverlauf kamen die Satzungsänderung zur Mindesttätigkeit von Steuerberatern als Voraussetzung für das Ehrenamt und die Änderung der Beitragsordnung zur Abstimmung. Den vorgeschlagenen Änderungen wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Zu einer größeren Diskussion führte die geplante Gebührenerhöhung für die Steuerberaterprüfung, deren schriftlicher Teil ab 2026 in Sachsen verpflichtend elektronisch durchgeführt werden soll. Den damit verbundenen Vorteilen für Prüflinge und Prüfer stehen allerdings höhere Kosten für die technische Infrastruktur gegenüber. Diesen Fakt mussten auch die Kritiker anerkennen, so dass der Beschlussvorschlag zur Gebührenerhöhung schließlich große Zustimmung fand.
Präsident Dirk Rose beendete den formellen Teil der 39. Kammerversammlung mit einem Dank an die Vorstandskollegen, an alle ehrenamtlich engagierten Berufskollegen und an alle Mitglieder für ihren Einsatz: „Mit den gefassten Beschlüssen gelingt die Weichenstellung für die Zukunft des Steuerberater-Berufsstandes.“
Thementische und Sommerfest
Die Mitglieder der Steuerberaterkammer des Freistaates Sachsen nutzten nach Ende des Versammlungsteils die Gelegenheit zum Austausch an den Thementischen. Hier standen Vorstand und Mitarbeitende der Kammergeschäftsstelle für Fragen zu Berufsausbildung, Berufsrecht und Geldwäscheprävention, Öffentlichkeitsarbeit und Wandel der Arbeit bereit.
Zum Ausklang der 39. Kammerversammlung ging es hoch hinaus. Das Panoramarestaurant in der 26. Etage des Congress Hotel Chemnitz bot neben einer atemberaubenden Weitsicht auch kulinarische Höhepunkte und lud zum geselligen Miteinander ein.